"Yoga ist nichts für mich, weil ich mich nicht so verbiegen kann."
"Ich kann kein Yoga machen, weil ich Knieprobleme habe."
"Für Yoga habe ich keine Zeit."
"Yoga ist mir zu langweilig."
Oft wird Yoga mit Gymnastikübungen, Verrenkungen oder Ähnlichem gleichgesetzt.
In diesem Blogartikel möchte ich aufzeigen, dass wirklich JEDER Yoga praktizieren kann bzw. es bereits tut, ohne es zu wissen.
Die Definition von Yoga:
Yoga ist eine ganzheitliche Lebensphilosophie, welche Körper, Geist und Seele vereint.
Ziel ist "das zur Ruhe kommen der Gedankenwellen im Geist".
Ursprünge des Yoga:
Bereits vor ca. 3.500 Jahren wurden die ersten Yogis in den Veden (hl. Schriften des Hinduismus) erwähnt. Es handelte sich dabei um "heilige Männer, die meditierten und Atemübungen machten".
Schon immer hatten Menschen das Bedürfnis nach einem klaren Geist und innerer Ruhe.
Im Laufe der Zeit wurde festgestellt, dass zuerst die körperlichen Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um einige Zeit stabil und bequem sitzen zu können.
So entwickelte sich zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert jenes Yoga, das den Körper in den Vordergrund stellt.
Yoga für JEDEN - Die 4 Yogawege:
Karma-Yoga: Der aktive Weg
Hierbei geht es darum, selbstlos zu dienen. Entscheidend ist dabei die Absicht, in der wir etwas tun. Aber nicht nur unsere Handlungen sind entscheidend, sondern auch unsere Worte und Gedanken. Das angestrebte Ziel ist es, bewusst und voller Hingabe zu leben.
Außerdem soll erkannt werden, dass wir die Quelle unserer Schöpfung sind. Die Verantwortung für ein erfülltes Leben liegt also bei uns selbst.
Jnana-Yoga: Der philosophische Weg
Dies ist der Weg des Wissens und dem Streben nach Erkenntnissen in Bezug auf die allumfassende Wahrheit. Die Welt, wie wir sie wahrnehmen wird als reine Illusion beschrieben. Laut diesem Yogaweg geht es darum, die "wahre" Welt hinter der Verschleierung zu erkennen.
Bhakti-Yoga: Der Weg der Hingabe
Beim Bhakti-Yoga geht es um die Liebe und Hingabe gegenüber dem Göttlichen sowie der gesamten Schöpfung. Es wird gesungen, gebetet und Rituale vollzogen.
Das Ziel ist es, den Geist ständig an "Ishvara", den höchsten Herren, zu richten.
Raja-Yoga: Der wissenschaftliche Weg
Dies ist jener Weg, bei dem das körperliche Yoga zu Hause ist. Wie bereits beschrieben, geht es auch hier um die Beherrschung des Geistes. Es werden Affirmationen, Visualisierungen, Achtsamkeit, Selbstbeobachtung und Meditationstechniken eingesetzt. "Raja" bedeutet übersetzt König - wer seinen Geist bezwingen kann, ist ein wahrer Herrscher.
Hierfür hat uns Patanjali eine Zusammenfassung der philosophischen Lehren und Techniken des Yoga geschenkt. Er zeigt uns den Weg, wie wir mit Herausforderungen des Menschseins umgehen und zu einem Zustand der Ruhe und des inneren Friedens gelangen können.
(Einen Artikel über den 8-gliedrigen Pfad von Patanjali wird es demnächst geben.)
Dieser Yogaweg beheimatet den Hatha Yoga und wir nähern uns somit dem Yoga, den wir in der westlichen Welt kennen und wofür wir uns in ein Yogastudio begeben.
Hatha Yoga:
Hatha setzt sich aus 2 Silben zusammen:
- "Ha" für Sonne
- "tha" für Mond
Somit steht der Hatha Yoga symbolhaft für die Verbindung zwischen dem Äußeren (dem sinnlich erkennbaren) und dem Inneren (dem empfangenden Menschen).
Auch wenn sich Hatha Yoga um den Körper kümmert, geht es auch hier nicht hauptsächlich um Gymnastikübungen, Verrenkungen oder Ähnlichem.
Die 5 Glieder des Hatha Yoga:
Asanas:
Das Sanskrit-Wort "Asana" bedeutet "stabile und bequeme Position" und meint somit den Meditationssitz. Da festgestellt wurde, dass zuerst die körperlichen Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit wir überhaupt für längere Zeit aufrecht und bequem sitzen können, wurden zusätzliche Asanas entwickelt.
Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Asanas, welche alle Bewegungsrichtungen und Schwierigkeitsgrade abdecken. Unabhängig von der Übungspraxis steht die Achtsamkeit dem eigenen Körper gegenüber im Vordergrund.
Grundsätzlich werden mit den Asanas vor allem die tiefliegenden Muskeln gestärkt und gedehnt. Außerdem werden die Gelenke, Bänder, Sehnen und Faszien beweglicher. Asanas stärken außerdem u.a. unser Nervensystem, fördern die Durchblutung und lösen Anspannungen.
Pranayama:
Das Wort "Pranayama" besteht aus 2 Teilen:
- Prana = Lebensenergie/Atem
- Ayama = beherrschen/kontrollieren
Damit ist gemeint, dass wir den Fluss des üblichen Atems unter einer guten Körperhaltung (Asana) ausdehnen und verfeinern.
Hiermit kann der physische Körper gereinigt und durch den Atem genährt werden. Über die Kontrolle des Atems kann auch der Geist beruhigt werden.
Savasana:
Savasana ist die Asana für die Entspannung am Anfang und/oder am Ende der Yogastunde. Dabei sollte der Körper möglichst ohne Kissen flach auf dem Boden liegen, die Arme und Beine etwas geöffnet.
Da unser Körper und Geist ständig unter Spannung steht, benötigen wir zum Ausgleich wieder Ruhe und Entspannung. So können sich Körper und Geist wieder aufladen.
Ernährung:
Jedes Lebensmittel trägt bestimmte Energiequalitäten und Eigenschaften in sich. Ziel ist es, sich so zu ernähren, dass wir nicht nur satt werden, sondern uns auch mit Prana (Lebensenergie) auffüllen um gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Meditation und positive Gedanken:
Unser Geist hat eine enorme Wirkung auf unseren Körper, unser Umfeld und unser gesamtes Leben. Unser Körper braucht einen ausgeglichenen Geist, der ihn leitet. Von daher sind regelmäßige Meditationen wichtig, um positiver denken zu können, den Geist zu reinigen und für ein besseres Lebensgefühl zu sorgen.
Yoga in meinem Alltag:
Für mich bedeutet Yoga, in Verbindung zu gehen, eine Einheit zu sein. Sei es mit anderen Menschen, Tieren oder Orten. Am wichtigsten (und auch am schwierigsten) ist es für mich, in Verbindung mit mir selbst zu bleiben.
Da ich als sehr sensibler Mensch andere Energien und Eindrücke sehr stark in mir aufnehme, bedeutet das ordentlich Arbeit für mich. Neben meiner Morgen- und Abendyogapraxis werde ich von meinem Handy regelmäßig an bewusste Atemzüge, geistige Klarheit und Bewegung erinnert.
Momente, in denen es mir gut gelingt, "Eins" zu sein sind:
- in der Natur
- bei meinen Pflegepferden
- Quality-time mit meinem Mann
- Gitarre spielen und singen
- beim Fotografieren
- Zeit mit meiner Katze
- während der Yogastunde
"Eins sein" mit meinem Pflegepferd Charli
Fazit:
All das ist Yoga :)
Für den einen ist es die Gartenarbeit, für den anderen das Backen und für den nächsten sind es "Verrenkungen".
Auch mir war zu Beginn nicht klar, dass ich auf der Yogamatte nur einen winzigen Teil des Yoga abdecken kann und es eigentlich um etwas ganz anderes geht als so beweglich wie möglich zu sein.
Als ich mein erstes Buch über die Yogaphilosophie gelesen habe, war ich sehr verwundert, dass es um gefühlt ALLES ging, außer um das Yoga, das ich kannte...
Neben meiner Begeisterung für körperliche Bewegung vertiefte ich mich voller Neugier in diejenige Yogawelt, die neben der Matte stattfindet. So konnte ich meine Sichtweise auf die Welt deutlich verändern, was mich insgesamt glücklicher, ausgeglichener und erfüllter machte.
Buchempfehlungen:
Das Yogasutra nach Patanjali von Atma Shakti
Patanjalis Yogasutra von Ralph Skuban
Karma - Wie du dein eigenes Schicksal gestalten kannst von Sadhguru
Jnana Yoga von Swami Vivekananda
Bhakti-Yoga von Swami Vivekananda
Raja-Yoga von Swami Vivekananda
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