Muss denn das ganze "rumsensibeln" sein?
- Alina Huber
- 24. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Okt. 2024
Neulich erhielt ich unter einem meiner Yogavideos für Hochsensible einen Kommentar von einer scheinbar auch hochsensiblen Person, ob denn das ganze "rumsensibeln" sein müsse.
Genau diese Frage habe ich mir dann ernsthaft gestellt. Wenn du meine Gedanken dazu wissen möchtest, weil du entweder selbst hochsensibel bist oder jemandem in deinem Umfeld hast, dann lies gerne weiter :)
Im Kommentar war noch die persönliche Herangehensweise der Person beschrieben: Sie gehe ins Volleyball, arbeite auf dem Bau oder würde mehr als 16 km wandern, sodass das Thema für sie dann erledigt sei.
"Stimmt", dachte ich mir, denn Bewegung hilft mir tatsächlich auch. Am allermeisten 2 Wochen Wanderurlaub in den Bergen.

Dann bleiben jetzt nur noch die restlichen 50 Wochen des Jahres übrig ;)
Natürlich achte ich in diesen restlichen 50 Wochen des Jahres in meinem Alltag auf viel Bewegung:
tägliche Yogapraxis
Pilates
Crosstrainer
mit dem Fahrrad in die nahe gelegene Arbeit
Zeit mit meinen Pflegepferden
spazieren gehen
Nachdem ich mir vor ca. 2 Jahren erlaubt habe, aus dem Büroalltag auszusteigen und mich als Yogalehrerin und Coach selbständig zu machen, kann ich die regelmäßige Bewegung super in meinen Alltag integrieren.
Wenn ich jedoch an meinen alten Bürojob mitten in der Innenstadt zurück denke, war das nicht immer so einfach. Für meine 30-minütige Mittagspause musste ich dann abwägen, ob ich lieber etwas gehen möchte oder in Ruhe essen. Ich entschied mich für die Bewegung und habe mein Mittagessen während dem Arbeiten gegessen, was leider nicht optimal war (vorsichtig ausgedrückt).
Außerdem gab es für mich als HSP viele Situationen im Büroalltag, in denen ich mich gerne draußen in der Natur bewegt hätte, aber ich die konkreten Möglichkeiten nicht sah, da ich z. B. in einem Meeting mit Führungskräften saß, etc.
Warum denn nicht gleich einen Beruf suchen, der mit viel Bewegung verbunden ist?
Das wäre ja wohl das Beste, was man erreichen könne. Und als Yogalehrerin bin ich über meine Jobwahl sehr glücklich.
Wenn man ChatGPT glauben will, sind HSP am meisten in diesen Jobkategorien tätig:
Gesundheitswesen: Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte
Kreative Berufe: Künstler, Schriftsteller, Designer
Bildung: Lehrer, Pädagogen, Erzieher
Soziale Dienste: Sozialarbeiter, Coaches, Psychologen
Beratung und Coaching: Lebensberater, UN-Berater
In diesen Berufen wird sich vielleicht mehr bewegt, als bei einem klassischen Bürojob, doch ob die Art der Bewegung am Ende ausreichen und wohltuend ist, ist eine andere Frage...
Wenn es die Zeit zulässt, suchen sich HSP gerne auch Freizeitbeschäftigungen, wie kreative Tätigkeiten, Aktivitäten in der Natur, Yoga und Meditation, Lesen, Handarbeiten oder ehrenamtliche Tätigkeiten.
Dass sich HSP in Power-Sportarten wiederfinden, ist vermutlich eher untypisch. Und doch bin ich, als ehemalige Leistungsturnerin, genau so ein Fall. Turnen war immer schon meine Leidenschaft und ich erkannte schon als kleines Kind, dass es mir Spaß macht und ich mich nicht gerade ungeschickt anstelle :) Doch diese schöne Turnzeit mit Wettkämpfen, Erfolgen und Pokalen hatte auch seine Schattenseite für mich als HSP. Nachdem ich mir Kritik und Verbesserungsvorschläge sehr zu Herzen nehme, hätte ich z. B. auch konkrete Anweisungen in "normalem" Tonfall gut verstanden. Dass meine Fehler durch die ganze Turnhalle geschrien wurden, hätte ich nicht unbedingt gebraucht... Gerade auch bei neuen Elementen zählte vor allem die Einschätzung der Trainer, ab wann ich den Salto auch ohne Hilfe können sollte. Meine eigenen Bedürfnisse wurden dabei (von mir) übergangen. Die Folge: Es entwickelten sich Ängste.
Von daher kann ein auspowern dann gut sein, wenn gleichzeitig kein wichtiges Bedürfnis übergangen wird - so meine persönliche Erfahrung, wenn ich Vollgas auf meinem Gravelbike unterwegs bin :)

Fazit:
Jeder ist selbst für sein Leben und damit auch für sein persönliches Wohlbefinden verantwortlich. Bewusste Entscheidungen, bei denen nicht nur der Wille zählt, sondern auch das Nervensystem berücksichtigt wird, können den Alltag als HSP erheblich erleichtern. Doch selbst mit dem "richtigen" Job, dem "richtigen" Hobby (und den 2 Wochen Wanderurlaub im Jahr) gibt es aus meiner Sicht noch Situationen (z. B. Kindheitserfahrungen), die sich dadurch nicht lösen lassen.
Und für all diese schwierigen Situationen, die noch übrig bleiben, sowie kindheitliche Vorerfahrungen, gibt es Yogalehrer und Coaches für Hochsensible, die hier unterstützen können.
Wichtig: Du bist genau richtig, wie du bist UND darfst dein Verhalten gerne reflektieren, um dein bestes Leben als HSP zu leben!
Wenn du dich dabei unterstützen lassen möchtest, findest du hier mein umfangreiches und individuelles Angebot:
Website: www.kraftquelle-yoga-coaching.com
Und kommentiere gerne, was deine persönlichen Erfahrungen zum Thema Hochsensibilität sind.
Deine Alina
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