Einleitung:
Von außen betrachtet, scheint alles super zu sein: Ich habe einen guten Job, einen tollen Mann, eine liebe Katze und zwei Pflegepferde.
Was ich aber auch habe, ist die Angst. Die mal mehr und mal weniger präsent ist, mich aber überall hin begleitet. Sie, die Angst, hat zwar noch keinen Namen von mir bekommen, aber sie ist so etwas wie eine Zwillingsschwester für mich geworden. Sie kennt mich sehr gut und möchte mich beschützen, damit mir nichts passiert. Vor allem dann, wenn folgende drei Faktoren zusammen treffen:
Unter Menschen sein
Gefühl, hier nicht weg/raus zu kommen
Körperliches Unwohlsein/Ungleichgewicht
Eine typische Situation ist das Fliegen im Flugzeug: Ich bin in engem Raum, in dem ich mit anderen Menschen gefangen bin und es könnte mir durch den Flug körperlich nicht gut gehen.
Gleiches passierte auch in meinem Beruf als Personalreferentin: Ich habe mit Menschen zu tun und fühlte mich aufgrund der Arbeitssituation nicht mehr gut und hatte das Gefühl, dass es keinen Ausweg gibt.
In solchen oder ähnlichen Situationen macht die Angst ihre Aufgabe großartig und ist derartig in ihrem Element, dass sie gar nicht bemerkt, wie es ihrem „Zwilling“ Alina zu schaffen macht.
Im NLP-Practitionerformat „Teile verhandeln“ habe ich meiner Zwillingsschwester, der Angst, gesagt, dass sie einen tollen Job leistet und überaus engagiert ist, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Ich sagte ihr auch, dass ich ab jetzt alleine auf mich aufpassen werde und sie sich eine Auszeit nehmen darf.
Sie war damit einverstanden. Allerdings musste ich ihr versprechen, dass ich mich tatsächlich selber beschützen kann. Also ankerte ich mir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit an ein ätherisches Öl, damit ich ständig an mein Versprechen erinnert werde. Damit war die Angst einverstanden und verabschiedete sich in ihre wohlverdiente Auszeit.
Währenddessen wagte ich mich an die ein oder andere neue Sache heran, die mir zuvor noch Unbehagen bereitet hätte. In dieser Zeit lernte ich z. B. meine zwei Pflegepferde kennen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.
Bis auf die ein oder andere Erinnerung an die Angst, blieb sie weitgehend im Hintergrund.
Es vergingen einige Wochen und meine Arbeitssituation spitzte sich immer mehr zu. Ich fühlte mich zunehmend unsicherer in meinem Umfeld, konnte die Arbeitsaufgaben nicht mehr bewältigen und hatte das Gefühl, dass es für mich keinen Ausweg aus der Situation gab.
Wie eine gute Zwillingsschwester eben so ist, machte sie sich auf den Rückweg aus ihrem Urlaub. Als meine drei oben beschriebenen Angstfaktoren getriggert wurden, war sie sofort für mich da.
„Hau ab, ich kann dich jetzt nicht brauchen. Ich muss durchhalten und kann hier nicht weg!“, sagte ich meinem imaginären Zwilling.
Die Angst dachte ein paar Tage über meine Reaktion nach.
Und antwortete mir mit einer Panikattacke an einem Freitag Morgen im Büro, die es mir unmöglich machte, auch in der darauffolgenden Zeit weiterzuarbeiten.
Als der erste Schock verdaut war, konnte ich meiner Zwillingsschwester antworten: „Danke, liebe Angst. Du hast mich gerettet.“
„Immer wieder gerne“, entgegnete sie und hielt ihr Versprechen konsequent ein.
Die Folge: Meine Angstzustände waren also nun wieder da und begleiteten mich auch in meinen alltäglichen Situationen: zu Arztbesuchen, auf der Fahrt zu meinen Pflegepferden, etc.
Angstbewältigung mit Hilfe einer Strategie im Sinne des NLP:
Im NLP verstehen wir unter einer Strategie eine „Abfolge von Repräsentationssystemen“.
Rep-Systeme:
Repräsentationssysteme, kurz Rep-Systeme sind die Grundlage für unser Erleben und gelten sowohl für die äußere Welt, als auch für unsere Innere. Da bei jedem die Rep-Systeme anders ausgeprägt sind, nimmt jeder Mensch seine Welt anders wahr.
Strategie:
Die Strategie, also die Abfolge der Rep-Systeme läuft in der sogenannten „Blackbox“ ab.
Ein äußerer Reiz wird durch die Rep-Systeme aufgenommen und am Ende entsteht das entsprechende Verhalten.
Was zwischen den beiden Zuständen passiert, befindet sich in der Blackbox und ist uns somit unbekannt. Sofern das jeweilige Verhalten dem Reiz angemessen ist, muss uns der Inhalt der Blackbox nicht unbedingt interessieren. Ist das Verhalten aber unangemessen, lohnt es sich, hinter den schwarzen Vorhang zu schauen und die Strategie dahinter herauszufinden.
Wie können wir die Strategie in der Blackbox herausfinden:
Hierfür gibt es mehrere Vorgehensweisen. In meinem Fall gliederte ich meine Abfolge der Rep-Systeme bis ins Detail auf:
Zusammenarbeit mit Menschen, zwischen denen keine Harmonie herrscht
Ich muss eine Entscheidung in einem bestimmten Vorgang treffen, die einen Konflikt auslösen wird
Gefühl von Unbehagen
Inneres Gedankenkarussell beginnt
Ich möchte aus der Situation raus, kann es aber nicht
Ich denke wieder über den Vorgang nach, welche Entscheidung ich treffen werde
Gefühl von Unbehagen – Gedankenkarussell beginnt von Neuem – ich möchte raus aus der Situation, kann es aber nicht – innere Anspannung nimmt zu - Angst
Nörgel-Loop“ beginnt wieder von vorne, usw.
Nun ist also die Abfolge bekannt, was zwischen der Ausgangssituation und dem Endzustand in der Blackbox passiert ist.
Wie kann ich die Strategie nun positiv verändern:
Hierzu muss geprüft werden, ab welchem Punkt eingegriffen werden muss, damit es am Ende nicht zur Verschlechterung des Zustands führt.
Gerade im Berufsalltag kann man sich nicht immer aussuchen, mit welchen Menschen man zusammen arbeiten möchte und welche Aufgaben und Projekte erledigt werden müssen. Auch der Job als Personalreferentin bringt mit sich, Entscheidungen zu treffen, die Konflikte auslösen können.
Der erste veränderliche Schritt ist in diesem Fall also das Gefühl von Unbehagen. An dieser Stelle hat der „Nörgel-Loop“ noch nicht begonnen und auch die Angst ist noch nicht voll ausgeprägt. An dieser Stelle muss die Strategie nun verändert werden.
Die neue Strategie:
Zusammenarbeit mit Menschen, zwischen denen keine Harmonie herrscht
Ich muss eine Entscheidung in einem bestimmten Vorgang treffen, die einen Konflikt auslösen wird
Ich lege meine Hand auf meinen Solarplexus
Ich führe ein autogenes Training durch und leite mich dabei in Gedanken selber an: „Meine Arme werden ganz schwer, meine Beine werden ganz schwer, …“
Ich wiederhole gedanklich meine positiven Glaubenssätze in Bezug auf das Thema
Positives und gestärktes Gefühl, mit dem ich meine Strategie beende
Die neue Strategie implementieren: Jetzt geht es ans Üben der neuen Strategie, damit sie auch in Extremsituationen, wie z. B. Angstzuständen funktioniert.
Hierfür habe ich mir in ressourcenvollen Momenten, z. B. nach einer Yogaeinheit die Zeit genommen, um meine Strategie zu üben. Das positive Gefühl am Ende meiner Strategie hat mir neuen Mut verliehen und ich testete die Strategie auch in leicht angstvollen Momenten.
Während dieser Zeit stand ein lange vorher gebuchter Flug an, der mir bereits seit langer Zeit sehr viele Sorgen und Unbehagen bereitet hatte.
Als ich mich mit meiner Strategie in alltäglichen Situationen sicher fühlte, übte ich den Ablauf während ich mir ein Internetfoto von einer Kabine eines Passagierflugzeugs anschaute.
Die anfängliche Nervosität baute sich im Laufe der Strategie deutlich ab und hinterließ am Ende ein neutrales Gefühl, was für mich ein deutlicher Fortschritt war.
Später visualisierte ich mir den Start und die Landung, während ich meine Strategie abspulte.
Das Ergebnis war, dass ich mich nun angstfrei auf meinen Urlaub freuen durfte und ich all meine Alltagssituationen gut bewältigen konnte.
Fazit:
Es lohnt sich also, einen Blick hinter den schwarzen Vorhang der Blackbox zu werfen und sich die Mühe zu machen, das eigene Verhalten Schritt für Schritt aufzugliedern.
Auch wenn die neue Strategie feststeht, muss diese oft genug wiederholt werden, damit sich die neuronalen Verbindungen festigen können und wir nicht wieder in unser altes Verhalten zurück rutschen.
Der Prozess erfordert also eine intensive Beschäftigung mit den eigenen Vorgängen und eine konsequente Übung. Doch das Ergebnis kann, wie in meinem Fall, mein Leben um einiges verbessern und mich zu einem starken und mutigen Menschen machen.
(Der Erfahrungsbericht von meinem Flug nach Málaga folgt)
Finde es ganz toll, wie du es beschreibst. Danke für diesen persönlichen Einblick in deine Welt.